Bairisch lässt sich prima singen
Mundartvereine verleihen Dialektpreis an die Liedermacherin Claudia Koreck aus Traunstein
Im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung im „Wirtshaus z’Lauter“ verlieh der Landschaftsverband Rupertiwinkel des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD) zusammen mit dem Verein Bairische Sprache und Mundarten Chiemgau-Inn (BS) e.V. den Dialektpreis 2022 an die heimische Sängerin und Liedermacherin Claudia Koreck. Der 1. Vorsitzende des FBSD, Heinz Schober-Hunklinger, hieß Claudia Koreck herzlich willkommen, ebenso ihren Ehemann Gunnar Graewert und deren beiden Kinder, sowie Claudias Eltern. Er finde es sehr schön, den Dialektpreis einmal an „eine von uns“ zu verleihen. Der Preis gehe nämlich grundsätzlich an Promimente, die etwas für den Dialekt geleistet haben. Und da sei eben Claudia Koreck ein Paradebeispiel, das wir vor der Haustür haben. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro habe wieder die Eva-Mayr-Stihl-Stiftung gegeben. Ihr gelte dafür ein herzlicher Dank.
Gustl Lex vom Verein BS hatte eine hervorragende Laudatio vorbereitet. Er freute sich, dass der Dialektpreis heuer wieder an die Kulturszene geht und mit Claudia Koreck sogar an eine bekannte und großartige Künstlerin aus Traunstein, die ihre Liedtexte überwiegend in ihrer Muttersprache, im „Cheamgauer Dialekt“ verfaßt. Lex sagte, wer sich über unsere heutige Preisträgerin informieren möchte, brauche nur im Internet nachschauen, dort finde man über 46.000 Ergebnisse über sie, und ihre Vita sei auf Wikipedia nachzulesen. Das Interesse der Medien an Claudia Koreck resultiere aus ihrem Können, Fleiß und Ausdauer. Aber auch als Mensch sei sie unverwechselbar preiswürdig. Eine Kunst- und Kulturveranstalterin bringe das auf den Punkt, wenn sie sagt, „Claudia Koreck ist ein außergewöhnlicher Mensch mit toller Ausstrahlung!“ Lex bestätigte ihr diese Ausstrahlung und ihre ausverkaufen Konzerte belegen dies immer wieder. Er glaube, das liegt auch daran, dass sie sich selber immer treu geblieben und nicht abgehoben sei. Und das bringe sie auch in ihren Liedern immer zum Ausdruck. Lex fuhr fort mit einem Zitat vom Bayerischen Heimatminister Albert Füracker: „Dialekt ist die Sprache der Heimat. Er schafft das Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit. Die verschiedenen bayerischen Mundarten prägen regional lokale Kultur und Identität und zählen zum kulturellen Erbe Bayerns!“ Und das habe Claudia Koreck auch nicht nur einmal selbst gesagt, als sie in einem Interview gefragt wurde: „Sie singen in der Sprache, in der Sie auch sprechen.“. Da habe sie geantwortet: „ Ja, ich bin ja in Bayern geboren, ich bin mit diesem Dialekt aufgewachsen und er steckt mir sozusagen in Fleisch und Blut. Wenn ich Musik mache, geht es für mich hauptsächlich darum, dass ich mich ausdrücken kann, und das kann ich nun mal am allerbesten in meiner Muttersprache. Außerdem klingt das Bairische einfach sehr schön in Verbindung mit der Musik, die ich mache. Bairisch lässt sich prima singen.“
Gesungen habe Claudia Koreck schon als Kind sehr gern, habe mit sechs Jahren das Musizieren angefangen, Keyboard gelernt und später autodidaktisch Gitarre.
Mit 12 Jahren schrieb sie ihre ersten Liedtexte. Sie war immer schon sehr ehrgeizig, auch später als Schülerin am Annette-KolbGymnasium. (AKG). Sie war beim Lehrkörper sehr beliebt, wurde Klassensprecherin und für das gesamte AKG zur Schülersprecherin gewählt. Sie hatte Auftritte mit der Schülerband, gab dort erste Soloauftritte und machte mit ihren gerade mal 16 Jahren beim Wettbewerb „Treffen junge Musikszene“ mit. Das war ein deutschlandweiter Wettbewerb, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert und von den Berliner Festspielen durchgeführt wurde. Dabei wurden nur selbstgeschriebene Beiträge gewertet. Mit dem Lied „D‘ Liab“ überzeugte sie die Berliner Jury und landete unter den Preisträgern. Schon im nächsten Jahr, 2003, wurde sie beim gleichen Wettbewerb in Berlin nochmals ausgezeichnet.
Doch als sie sich nach dem Abitur bei der Pop-Akademie in Mannheim für eine Ausbildung bewarb, wurde sie wegen ihrer bairischen Sprache nicht akzeptiert und auch nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. So ging sie nach München, merkte, dass ihr der Hörsaal an der Uni nicht taugt, und erkennt, dass die Musik ihr Weg ist. So zog sie durch die Münchner Kleinkunstbühnen und lernte namhafte Künstler kennen, unter anderem auch das musikalische Schwergewicht Konstantin Wecker. Dieser erkannte ihre Begabung und holte sie spontan auf die Bühne. Sie lernte den Manager Hage Hein kennen, dem ihre Musik sehr gut gefiel und sie unter Vertrag nahm. Daraus folgte 2007 die Chance, in einem der renommiertesten Studios ein Album aufzunehmen, das von Gunnar Graewert produziert wurde. Das Titellied „Fliagn“ gab auch dem Album den Namen und wurde ein Riesenerfolg.
Der Bayrische Rundfunk wurde auf Claudia Koreck aufmerksam und stellte die Produktion in der Bayern3-Newcomaer-Show vor. Schnell kam das Album in Bayern auf den ersten Platz der meistverkauften Alben und landete deutschlandweit auf Platz 15. Die Bayern3-Hörer wählten Claudia Koreck zur Newcomerin des Jahres.
Weitere Erfolge blieben nicht aus. So kam 2008 der legendäre Filmregisseur Joseph Filsmaier auf Claudia Koreck zu und bat sie, den Titelsong für seine Neuverfilmung des „Brandner Kaspar“ zu schreiben und zu singen. Eine andere Erfolgsgeschichte war das Zusammentreffen mit dem Produzenten Gunnar Graewert – die Beiden kamen sich nahe und näher und sie heirateten. Und auch das hatte Hand und Fuß, denn nacheinander kamen zwei Kinder zur Welt.
Claudia Korecks Bekanntheitsgrad wuchs erneut. Als die weltberühmte US-Band Eagles auf Deutschland-Tournee kam, war Claudia im Vorprogramm dabei und stellte ihre neue CD „Mensch sei“ vor.
Seit dem Jahr 2007 setzte sie sich für die „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks ein, sagte der Laudator . Dafür schrieb sie mit Gunnar Graewert im Corona-Jahr 2020 das offizielle Sternstundenlied „Auf bessere Zeiten“ und war wochenlang die Nummer Eins im bayerischen Musikmarkt. Sie verzichtete für Sternstunden auf ihre Gage und sagte bei der Vorstellung ihres Liedes „Auf bessere Zeiten“: „Für uns war es wichtig, dass grad in diesen Corona -Zeiten durch das Lied der Funke der Menschlichkeit wieder in die Gesellschaft getragen wird. Durch die Mitwirkung von Vertretern der unterschiedlichsten Musikrichtungen und Generationen von bayerischen Künstlern legt jeder seine persönliche Sichtweise auf die Thematik von Sternstunden in das Lied. So ist ein Song entstanden, der unsere Ideen von Liebe und Menschlichkeit in der heutigen Zeit versinnbildlicht.“
Auf die provokante Frag e einer Interviewerin „Haben sie denn keine Angst, dass ihre Songs nur von Leuten verstanden werden, die des bairischen Dialekts mächtig sind?“ sagte sie selbstsicher: „Nein, Musik kann man schließlich auch mögen, ohne dass man den Text kapiert. Wer versteht denn schon bei englischen Liedern immer den Text?“
Heinz Schober und Rudi Mörtl überreichten unter dem Applaus der Gäste Claudia Koreck eine Preisurkunde und einen Scheck. Die Geehrte bedankte sich herzlich für die großartige Laudatio, für den Preis und die Urkunde bei allen, die dafür verantwortlich waren. Sie freute sich sehr über den Preis, der aus ihrer unmittelbaren Heimat kommt. „Dialekt ist ganz was Natürliches, den man auch singen kann“, sagte sie selbstsicher. Dann sang und spielte sie einige Lieder wie „Fliagn“, und „‘s ewig Leben“ und „Ruck man alle wieder näher zamm, spür ma wieder, wer ma san, sei an Weihnachten einfach da bei mir!“ Das Publikum war begeistert und spendete tosenden Applaus.
(von Christina M. Waldherr, Palling)
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